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KARPATHOS - Wandern auf Karpathos

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2018-07-31 2018-07-31 31.07.2018

Sieht man sich die Landkarte von Karpathos an kann man schon erahnen, dass diese Insel für Wanderer kein einfaches Ziel sein dürfte, weil sie im Wesentlichen aus Gebirge besteht. Das stimmt auch so, wenige Wanderrouten sind Wege, die man so im Vorbeigehen mit Halbschuhen gemütlich erleben kann. Ein Bergwanderer dagegen, der ein wenig bis viel Herausforderung sucht, wird schnell zu der Erkenntnis kommen, dass er dort völlig richtig sein könnte - und genau so ist es auch. Ursprünglichkeit, Einsamkeit und herrliche Ausblicke sind die bestimmenden Elemente, die der Wanderer auf Karpathos finden wird, dazu Eindrücke der Lebensweise der Inselbewohner, wie sie wohl in früherer Zeit gewesen sein muss.

Viele Jahrhunderte lang waren die Bergwege die wichtigsten Verbindungsadern auf der Insel. Generationen von Karpathioten haben sie als Verkehrswege angelegt; nicht selten hatten ihre Esel dabei mitbestimmt, wie wohl die optimale Wegführung wäre. Entsprechend ihrer Wichtigkeit für das tägliche Leben wurden die Monopati wo nötig aufwändig gepflastert, mit Trockenmauern abgesichert und gepflegt. Auch wenn heute die Pfade ihre ursprünglichen Funktionen weitgehend verloren haben und meist nur mehr von Jägern benutzt werden kann man erahnen, was sich auf ihnen in der Vergangenheit abgespielt hat. Immer noch begeistern Wegführung und Landschaftsgestaltung denjenigen, der mit offenen Augen und Einfühlungsvermögen wahrnehmen kann, wie viel Aufwand es früher gewesen sein muss, in dieser kargen Landschaft zu überleben. Insbesondere der schroffe wilde Norden hat seinen Bewohnern alles abverlangt, um das tägliche Brot zu sichern. Er hat die Menschen dort zu dem gemacht wie sie sind - herb, aber in der Tiefe sehr einfühlsam und gastfreundlich.

In den letzten Jahren hat es einige Initativen gegeben, dieses alte Kulturgut, das die Wege darstellen, für die Gegenwart und Zukunft weiter zu erhalten. Viele der alten Monopati wurden zu offiziellen Wanderwegen erklärt, neu markiert und beschildert und von der Kommunalen Touristikorganisation von Karpathos in Form einer Wanderkarte dokumentiert. Die Wegbezeichnung besteht im Süden aus dem Kürzel "KA" und einer Zahl, im Norden aus "OL" und ebenfalls einer Zahl. Varianten werden noch durch einen abschließenden Großbuchstaben gekennzeichnet. Ergänzend gibt es einen sehr guten deutschsprachigen Reiseführer, in dem auch Wanderungen beschrieben sind, Wanderbücher und auch weiterführende Literatur. Wenn auch die Wege örtlich immer wieder recht schnell durch Phrygana und Macchia verwachsen, so ist doch deren Allgemeinzustand meist recht gut. Natürlich sind es Bergwege; entsprechende Ausrüstung, Erfahrung und Trittsicherheit sind wie überall in solchen Gebirgslandschaften notwendig. Dafür kann man grandiose Tiefblicke genießen, den Duft von Salbei, Oregano, Thymian und Pinien durch die Nase ziehen lassen und eine Bergeinsamkeit genießen, wie sie in Mitteleuropa kaum noch anzutreffen ist.

Die Topologie der Insel zeigt auch sehr gut auf, was den Wanderer erwartet: im Süden liegt eine kleinere flache Ebene, ohne viele Höhenunterschiede, mit einer Reihe schöner und wenig besuchter Badebuchten. Hier kann man gut auch in Halbschuhen auf den kaum befahrenen Straßen und Staubpisten herumlaufen, aber eben ohne besondere Höhepunkte. Je weiter man nach Norden kommt, desto schroffer wird die Landschaft, desto größer die Distanzen zwischen bewohnten Dörfern, desto anspruchsvoller die Anforderungen an den Wanderer. Nördlich von Spoa, in der Teilgemeinde Olymbos, wird das besonders ausgeprägt. Auch die noch landwirtschaftlich genutzen Außensiedlungen sind meist menschenleer, Avlona ausgenommen. Trotzdem - oder gerade deshalb - ist der wilde Norden von so besonderem Reiz. Von Avlona über den alten Piratenschlupfwinkel Tristomo zur Nordspitze der Insel, dem Steno, zu wandern gehört wohl zu den unvergesslichsten Erlebnissen auf Karpathos überhaupt. Aussichtspunkte wie der Profitis Ilias (von Olymbos) oder natürlich auch der Kali Limni, der höchste Berg auf der Insel, bieten eine Rundsicht, wie man sie selten findet. Und immer wieder das Meer in all seinen Farben von grün über türkis bis tiefblau - einfach wunderschön.

Von der Wanderzeit her ist klimabedingt der heiße und trockene Hochsommer selbstverständlich nicht ideal. So etwa ab Mitte April wird das Wetter stabil, die Insel ist grün und entfaltet ihre Blütenpracht. Viele Kleinsträucher blühen schon, Orchideenarten findet man, und bald schmücken auch die Ginsterbüsche in ihrem leuchtenden Gelb die Landschaft. Der Oleander treibt erste Knospen und leuchtet im Mai aus den Bachläufen. Salbei und der eher unscheinbare Oregano beginnen zu duften, erste Thymianpolster setzen Lila an. In Argoni stimmt eine nur auf Karpathos heimische Froschart ihr Hochzeitslied an, und täglich steigt die Sonne höher gegen den Zenith. Etwa Mitte Juni hat sie dann einen Stand erreicht, der das Wandern zu einer sehr schweißtreibenden Angelegenheit werden lässt. Auch sind die Nächte zu dieser Jahreszeit schon sehr warm, damit hilft es wenig, schon früh am Tag loszugehen. Erst in der Septembermitte werden die Temperaturen wieder erträglich, die Pflanzenwelt hat den trockenen Hochsommer allerdings als Ruhephase genutzt, die Insel ist braun und grau geworden. Die Zeit bis in den November hinein, wenn dann die Regenfälle wieder mehr und stärker werden, ist noch gut zum Wandern nutzbar.

Inzwischen gibt es auch sowohl auf der Insel als auch in Mitteleuropa einige Veranstalter, die geführte Wanderungen organisieren. Insbesondere ein bekannter Hotelier in Diafani ist sehr aktiv und hat entsprechende Angebote für den Norden im Programm. Auch Einzelpersonen bieten entsprechende Begleitung an; wer es sich nicht zutraut, auf eigene Faust die Insel zu erkunden, bekommt auf diese Weise sachkundige Unterstützung. Auch der Transport zum Ausgangspunkt und Rücktransport vom Ziel, was auf Grund der Verkehrswege oft nicht ganz einfach ist, wird dem Gast auf diese Weise sehr erleichtert. Im Internet findet man problemlos die entsprechenden Informationen; ein Suchbegriff "Wandern Karpathos" oder ähnlich in der Suchmaschine der Wahl fördert eine Menge Wissenswertes zutage. Es gibt im Netz auch Foren, die Griechenland allgemein und Karpathos speziell thematisieren. Dort gibt es hilfsbereite Mitglieder, die gerne freundlich gestellte auch ausgefallenere Fragen beantworten.

Immer wieder werde ich gefragt, was denn die eindrucksvollsten Wanderungen auf Karpathos wären. Die Antwort fällt schwer - zu viele schöne Plätze und Wege gibt es. Der OL8/OL11 von Avlona zum Steno ist oben schon erwähnt; dort an der Meerenge zwischen Karpathos und Saria bei der Kapelle Aghia Ekaterini zu sitzen und in das tiefblaue Meer und auf die Nachbarinsel zu schauen ist mein persönlicher Favorit. Auch der Profitis Ilias hoch über Olymbos begeistert immer wieder. Auf dem Kali Limni sollte man unbedingt gewesen sein, die Aussicht dort mit rundherum Meer ist unvergleichlich. Der alte Weg von Spoa nach Olymbos ist zwar weit, aber die Anstrengung allemal wert. Das kurze Stück des KA10 von Volada über die Kapelle Stavros nach Aperi bietet wunderbare Tief- und Ausblicke, und der KA7 zwischen Menetes und Othos läßt den Blick über fast die gesamte Südhälfte der Insel schweifen. Vollständig ist diese Liste aber noch lange nicht. Mein Tipp: schauen Sie sich das alles doch einmal selbst an, Sie werden es nicht bereuen - und sehr wahrscheinlich wiederkommen ...

35 Bilder für das Keyword Wandern Karpathos FP gefunden.

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